/ DER AUTOR
Frank Göhre, geb. am 16. Dezember 1943 in Tetschen- Bodenbach; aufgewachsen
in Bochum als Sohn eines Landeszentralbankbeamten und einer Geschäftsfrau,
mit Fünfzehn (1959) das Gymnasium verlassen, drei Jahre Lehre als Großhandelskaufmann
in einem technischen Betrieb, zweieinhalb Jahre Zweitlehre im Buchhandel.
Danach Buchhändler, Kunsthändler, Werbetexter und Bibliothekar in Köln, Essen,
Bochum und Wattenscheid (bis 1973). Freier Schriftsteller, Hörspielautor beim
NDR und WDR, Dozent der VHS Marl (1973 bis 1976) mit Wohnsitz in Neuenkirchen/Lüneburger
Heide. Verlagsmitarbeiter/Lektor im Weismann-Frauenbuchverlag, München (1976
bis 1981). Seitdem Roman- und Drehbuchautor in Hamburg. Lehrauftrag für »Drehbuch«
an der IFS, Köln, der »Autorenschule Hamburg«, dem »Drehbuch
Camp« Freiburg und der Filmakademie Ludwigsburg. Auszeichnungen: Preis
der Arnsberger Schülerjury beim Internationalen Kurzgeschichtencolloquium
(1975); Förderpreis für Literatur des Landes NRW (1975), Preis des »Roten
Elefanten« (1977); Deutscher Krimipreis (1987 und 2011); Literaturförderpreis
der Freien und Hansestadt Hamburg (1987) und Preis des Bundesinnenministeriums
für das beste Drehbuch des Jahres 1997 »St. Pauli Nacht« (1998).
Nachruf zu Lebzeiten
Seine erste Geschichte schrieb er als Vierundzwanzigjähriger. Er gab ihr den
Titel »Weg isser« und war gleich voll da. Renommierte Kritiker und
Autoren feierten ihn als den »Pop-Poeten der Sechziger Jahre« und
ebneten ihm den Weg in die Medien. Mit wenigen kurzen Texten war er bald bundesweit
bekannt. Doch er schrieb mehr zum Zeitvertreib, so nebenbei. Wichtiger war ihm
immer das Leben auf den Straßen der großen Städte, die Kneipen und das Kino.
Sex & Drugs & Rock `n Roll bestimmten seinen Lebensrhythmus. Ein für den legendären
»Beat-Club« produzierter Videoclip über seine »Textaktionen«
bedeutete ihm mehr als ein Anthologiebeitrag in der »edition suhrkamp«.
Er wollte das »große Publikum« und hatte es schließlich als Kriminalroman-
und Drehbuchautor. Fortan »belieferte« er Verlage, Filmproduktionen
und Sender mit unzähligen »kleinen schmutzigen Geschichten« und
hatte, vor allem mit seinen Kiez-Krimis, immensen Erfolg - allerdings auch den
zweifelhaften Ruf eines »Pornographen des Genres«. Mit zunehmendem
Alter und zudem bedingt durch die ständige »Schreibisolation« nahmen
dann aber seine sexuellen Phantasien derart überhand, daß seine Manuskripte
nicht mehr annehmbar waren. Seine Autorenkarriere endete abrupt. Relativ vermögend
verbrachte der einst populäre Schreiber seine letzten Lebensjahre in einer Hotelsuite
in Miami Beach, wo er am vergangenen Freitag in den Armen eines kubanischen
Transvestiten verstarb.